Kochbuch
Kochbuch
In einer wöchentlichen Teamsitzung zwischen den Klassenleitungen der Willkommensklassen und der Schulsozialarbeit wurde mit einem Blick auf die aktuelle Klassendynamik deutlich, wie sehr die Jugendlichen nach der Pandemie noch immer Räume brauchen, um das soziale Miteinander wieder zu üben, den Sozialraum zu erkunden und Selbstwirksamkeit zu erleben. Gerade die Schüler:innen der Willkommensklassen sind auf eben diese Erfahrungen besonders angewiesen, um das Ankommen in der neuen Stadt, Sprache und Kultur zu schaffen und nach oft sehr schweren Biografiebrüchen Resilienz aufzubauen.
Der Wunsch, den Jugendlichen dies zu ermöglichen, stand am Anfang des Projekts. Gemeinsam wurde überlegt, wie ausgehend vom Bezugsrahmen Schule in Form eines Projekts ein möglichst weiter Bogen um all diese Themen gespannt werden kann. Ein Blick auf die aktuellen Fachinhalte der 8. Klasse ergab, dass die Lektüre des Romans „Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte“ einen geeigneten Rahmen bieten konnte. Die Kooperation verschiedener Fachlehrkräfte (Deutsch- und Kunstlehrer:in) sowie der Sozialarbeit brachten dabei alle Kompetenzen zusammen, die es brauchte, um das Kochbuchprojekt vielfältig und interdisziplinär entstehen zu lassen.
Ziel
Die Schüler:innen sollten die Chance bekommen, niedrigschwellig und spielerisch miteinander kreativ und produktiv zu sein, Planungs- und Aushandlungsprozesse zu erleben, Freizeitorte im Bezirk auch für den außerschulischen Bereich kennenzulernen sowie eigene Fähigkeiten und Kompetenzen zu erkennen und individuell darstellen zu können.
Um dies zu erreichen, wurde erst in einem schulischen Teil im Unterricht und an Projekttagen in den Fächern Kunst und Deutsch der kreative Teil mit Wörtern und Zeichnungen erarbeitet.
Das Planen eigener, frei gewählter Gerichte sowie die Entscheidung, den persönlichen Fokus und Ausdruck eher in Wort oder Bild zu setzen, sollte den Jugendlichen ermöglichen, ihre Persönlichkeit ein Stück weit zum Ausdruck zu bringen.
Die Relevanz von gegenseitiger Unterstützung, Rücksichtnahme und Akzeptanz war an den Kochtagen in der Küche eines Mehrgenerationenhauses sehr konkret erlebbar.
Das Ziel der Vernetzung in den Sozialraum gelang zum einen durch eben diese Kochtage im Mehrgenerationenhaus, da dort sowohl das gesamte Gelände als auch das Personal kennengelernt werden konnte. Zum anderen konnten die Jugendlichen Angebote der Jugendkunstschule kennenlernen, weil sie an den Kochtagen zusammen mit Fotografinnen von YouKunst die fertigen Gerichte anschließend in Szene setzen und professionell fotografieren lernen konnten.
Zielgruppe
Schüler:innen der Willkommensklasse im Jahrgang 8.
Umsetzung
Es fanden ca. acht Vormittagstermine à 90 Min. für die Erstellung von Texten und Zeichnungen, zwei Projekttage à jeweils sechs Stunden für Kochen und Fotografie und ca. zwei Vormittagstermine à jeweils 90 Minuten zur Planung der Seitengestaltung im Kochbuch statt.
Positive Wirkungen
Die Schüler:innen waren sehr stolz und überrascht, dass sie so etwas Tolles erschaffen können: Jede:r für sich einzeln mit den eigenen Kunstwerken in Schrift und Bild und den Gerichten, aber auch alle zusammen in Form des Kochbuchs.
Die Klassengemeinschaft ist gefestigter. Die große positive Resonanz aus der Schulgemeinschaft und dem Lehrkörper der Schule hat dazu beigetragen, dass sich die Klasse mehr als selbstverständlicher Teil der Schulgemeinschaft wahrnimmt und gesehen fühlt – nicht nur als „die Geflüchteten“ sondern als eine Gruppe aus Individuen, die alle tolle Fähigkeiten und Kompetenzen mitbringen.
Herausforderungen
Stolpersteine gab es erst am Ende des Projekts, als klar wurde, dass Layout und Druck der Kochbücher komplexer waren als erwartet. Hier wurde deutlich, dass dieser Aufgabenbereich eigentlich einen eigenen, weiteren Projektteil darstellen müsste, der aufgrund der Zeit (Rechnungsschluss) dann aber nicht mehr so umfangreich ausgestaltet werden konnte.
Erstelldatum: Dezember 2024
Projektträger
Mittelhof e. V.
Schule
Dreilinden-Gymnasium
Ansprechpersonen
Lea Nissen (Schulsozialarbeiterin)
Telefon: 0162 2396478
E-Mail: nissen(at)mittelhof.org