Kids-Straße
Kids-Straße
Kinder der 5. Klasse entwickelten im Herbst 2021 im Rahmen der bezirklichen Kinder- und Jugenddemokratiekonferenz ein eigenes Beteiligungsprojekt. Sie überlegten, was sie für ihren Kiez verändern wollen und kamen zu dem Ergebnis, eine Spielstraße ohne Autoverkehr zu organisieren.
Das Projekt nutzte gezielt vorhandene Strukturen, die die Beteiligung von Kindern monetär ausstatten oder sie unterstützen (Kinder- und Jugenddemokratie-Konferenz, Jugendjury, Kinder- und Jugendbüro, Kinder- und Jugendparlament, jugendpolitische Sprecher:innen der Fraktionen).
Ziel
Am Anfang sollte es eine Spielstraßenaktion geben, diese wurde seitens des Bezirks jedoch abgelehnt. Somit veränderte sich das ursprüngliche Ziel durch die strukturellen Begebenheiten hin zu den ersten fünf temporären Spielstraßen im Berliner Bezirk Charlottenburg. Außerdem sollte das Projekt dem bottom-up Prinzip folgend, von einer Kindergruppe aus einer Schule heraus geplant und umgesetzt wurden.
Zielgruppe
Primäre Zielgruppen waren Kinder aus den Kitas der Umgebung im Kindergartenalter sowie Kinder im Grundschulalter.
Umsetzung
Das Kids-Straßenprojekt lässt sich in vier Projektphasen unterteilen, die zwischen Herbst 2021 und Sommer 2023 stattfanden. Es gab zwei Projektgruppen die sich jeweils wöchentlich im Nachmittagsbereich für zwei Stunden und zusätzlich hin und wieder 1-2 Stunden während der Schulzeit trafen.
Projektphase I - September 2021 - Dezember 2021
Die Idee ist entstanden und in regelmäßigen wöchentlichen Treffen wurden Unterschriften gesammelt, Materialien gekauft, Spenden gesammelt und Unterstützer:innen beworben.
Projektphase II Mai 2022 - September 2022
Es wurden Gelder akquiriert, Informationen gesammelt und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Es folgten der Anschluss ans Bündnis temporäre Spielstraßen, eine Protestaktion und die Weitergabe an die neue Projektgruppe (weil die Erste die Schule nach der 6. Klasse verlassen hat).
Projektphase III Oktober 2022 - Juni 2023
Eine Honorarkraft wurde eingestellt und die Gruppe erhielt Unterstützung über die Kinder- und Jugenddemokratiekonferenz. Es wurde ein neuer Standort für die Spielstraße gefunden, regelmäßige wöchentliche Treffen fanden statt und die Sozialarbeiterin und die Kinder haben eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Es wurden Unterstützer:innen im Kiez angeworben (Jugendklubs, Kitas, Kirche, Vereine, Musikschulen, Grundschulen). Schließlich wurde die Spielstraße erfolgreiche an fünf aufeinanderfolgenden Terminen umgesetzt und insgesamt ca. 370 Kinder erreicht.
Projektphase VI - Juli 2023 Abschluss
Alle Projektteilnehmer:innen reisten zur Preisverleihung des Deutschen Kinder- und Jugendpreises 2023 in den Europa-Park. Das Projekt erhielt eine lobende Erwähnung in der Kategorie politisches Engagement und wurde mit 3.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet.
Positive Wirkungen
Die gesamte Projektlaufzeit über sind die Kinder motiviert geblieben, vielleicht weil sie das Projekt und die einzelnen Arbeitsschritte als ihre eigene Idee begriffen haben (es gab natürlich auch Limonade und Süßes). Sie wollten es unbedingt schaffen. Die Kinder konnten auch sehen, wie ihre Idee bereits auf dem Weg zur Spielstraße Anklang fand. Sie waren stolz auf jede einzelne Medienberichterstattung und bekamen seitens der Schüler:innenschaft und der Pädagoginnen und Pädagogen viel Anerkennung. Erfreulicherweise gab es viele Verbündete, die den Kindern Tor und Tür öffneten. Sie haben erlebt, dass sie gegen eine Absage ihrer Idee protestieren können und dass sich auch Erwachsene dafür interessieren, was ihre Belange sind. Sie wurden nicht sich selbst überlassen, sondern konnten auf Unterstützung zählen, damit sie so frei wie möglich agieren konnten. Als es dann so weit war, wurde für sie erfahrbar, dass die Spielstraßen immer gut besucht waren. Ihre Arbeit hat sich richtig gelohnt.
Die Schulsozialarbeiterin ist der Überzeugung, dass sich Kinder mehr einbringen, wenn die Gegebenheiten kindgerecht vorstrukturiert sind. Eine Amtsstruktur, die gute Beteiligungsformate implementiert, muss damit rechnen, dass die Kinder ihre Themen setzen. In so einer Welt gehört es zum Alltag, dass Kinder Teilbereiche der Macht „zurückerobern“ und selbstwirksam ihre Lebenswelt für Viele mitgestalten.
Herausforderungen
Die Sozialarbeiterin der Schule empfand die Vorgaben des Bezirks undurchsichtig. Außerdem kam es innerhalb des Bezirksamts zu Personalwechsel, weshalb zunächst keine Ansprechperson gefunden werden konnte.
Eigentlich sollte die Projektidee innerhalb von vier Monaten umgesetzt werden. Als sich abzeichnete, dass dies nicht zu schaffen war, war klar, dass die Kinder eine professionelle Projektbegleitung benötigen würden und dazu Gelder notwendig waren. Das Bündnis „temporäre Spielstraßen“ konnte diesen Prozess sehr gut moderieren und unterstützen. Geholfen hat zudem, dass die Elternbeteiligung von Anfang an groß war. Die Eltern brachten auch die Idee ein, beim Kinder- und Jugendpreis mitzumachen.
Trotz Übergabe an eine neue Projektgruppe wurde das Projekt von den „Neuen“ adaptiert und zuletzt wie ihr eigenes behandelt. Die Schulleitung und Klassenleitung standen hinter dem Projekt, sodass die Schulsozialarbeiterin frei koordinieren konnte. Auch gab es im Bezirk bereits Verantwortliche, die die Idee der Spielstraße unterstützt haben. Das Kinder- und Jugendbüro, das Kinder- und Jugendparlament und einige Fraktionen haben den Kindern ihre Ressourcen zur Verfügung gestellt.
Erstelldatum: Dezember 2024
Projektträger
Kubis gGmbH
Schule
Halensee-Grundschule
Ansprechpersonen
Jessica Ebert (Schulsozialarbeiterin)
Telefon: 0176 105 801 35
E-Mail: j.ebert(at)kubis-berlin.de